KI gilt zu Unrecht als Ressourcenfresser! Denn auch KI kann nachhaltig gestaltet werden und Unternehmen sogar helfen, Nachhaltigkeitspotenziale zu erschließen.
Unternehmen können KI nutzen, um ihre Prozesse, Produkte und Dienstleistungen ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher zu gestalten. Zahlreiche Beispiele belegen dies: Düngung und Pflanzenschutz nach Bedarf, weniger Verschwendung bei der Lebensmittelproduktion und im Handel, zerstörungsfreie digitale Prüfung von Werkstoffen, Optimierung von Zerspanungsprozessen, Steigerung der Energieeffizienz in Bestandsbauten, ressourceneffiziente Paketzustellung auf der letzten Meile. Weitere Ideen bietet die Studie Nachhaltigkeit durch den Einsatz von KI.
Der Beitrag von Digitalisierung und KI zum Klimaschutz
Deutschland kann seine Klimaziele bis 2030 erreichen – mit Hilfe digitaler Technologien. Mittelständler, die Digitalisierung und KI jetzt vorantreiben, können einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Laut der neuen Bitkom-Studie „Klimaeffekte der Digitalisierung 2.0“ lassen sich die jährlichen CO2-Emissionen in Deutschland im Jahr 2030 mit Hilfe digitaler Technologien je nach Digitalisierungsgeschwindigkeit um rund 43 bis 80 Millionen Tonnen reduzieren.
Stellschrauben für eine nachhaltige Gestaltung von KI
Damit diese Effekte zum Tragen kommen, müssen aber bereits bei der Gestaltung von KI-Anwendungen Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt werden. Denn insbesondere das Training großer KI-Modelle verbraucht viel Energie. Daher sind ressourceneffiziente Infrastrukturen, Datensparsamkeit und die Wiederverwendung von KI-Modellen zu empfehlen. Unternehmen, die ein langfristiges ökologisches Wachstum ohne negative soziale Folgen anstreben, sollten KI-Anwendungen durch partizipatives, inklusives Design und Erklärbarkeit fair auslegen. Darüber hinaus ist es für Unternehmen hilfreich, die Auswirkungen ihres Handelns auf die Umwelt durch Monitoring zu überwachen. So können sie sicherstellen, dass sie gesetzliche Vorgaben, beispielsweise zur Emissionsminderung, einhalten. Dazu können KI-basierte Detektions-, Warn- und Prognosesysteme eingesetzt werden.
Nachhaltigkeit und KI sind mehr als ein Reputationsthema
Dennoch meinen viele, Nachhaltigkeit und KI seien nur gut für die Imagepflege. Das ist ein Fehlschluss. Im Gegenteil: Das betriebswirtschaftliche Potenzial der doppelten Transformation ist hoch. Das zeigt eine Metastudie zu diesem Thema. Werden Geschäftsmodelle und Arbeitsorganisation (Stichwort: Home-Office) auf Nachhaltigkeit ausgerichtet, verbessern Unternehmen nicht nur ihre Attraktivität als Arbeitgeber. Sie reduzieren auch ihren Ressourcenverbrauch und die damit verbundenen wirtschaftlichen Abhängigkeiten.
Nachhaltigkeitspotenziale von Digitalisierung und KI
Kleine und mittlere Unternehmen haben die Potenziale und Risiken der Digitalisierung im Hinblick auf Nachhaltigkeit häufig noch nicht im Blick, wie der „nachhaltig.digital Monitor 2022“ der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) zeigt. Aus Sicht von Entscheider*innen liegen die Nachhaltigkeitspotenziale von Digitalisierung/KI vor allem in den Bereichen regionale Kooperation, effizientere Lieferketten, effizienterer Ressourceneinsatz und schnellere Prozessabläufe. Damit Unternehmen die Digitalisierung nachhaltig ausrichten können, benötigen sie neben Know-how, Inspiration und Lösungsansätzen vor allem Anregungen durch Beispiele guter Praxis.
Good-Practices zu Nachhaltigkeit und KI
Auf der Kompetenzplattform für Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Mittelstand nachhaltig.digital wird aufgezeigt, wie KMU Digitalisierung und KI als Instrument für nachhaltiges Wirtschaften nutzen können. Dort sind Good-Practices für verschiedene Branchen und Regionen über eine Landkarte oder als Liste abrufbar. Weitere KI-Anwendungen, die einen konkreten Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten, finden sich auf der KI-Landkarte der Plattform Lernende Systeme.
Im Rahmen der Zukunftstagung 2023 des Zukunftszentrum Süd wurden ebenfalls konkrete Anwendungsbeispiele vorgestellt, die sich zum Beispiel mit dem Energieverbrauch von Rechenzentren oder automatischen Sortiersystemen für die Kreislaufwirtschaft beschäftigen. Die Videos können eingesehen werden.
Pflicht oder Kür: Wie nachhaltig müssen KMU sein?
Der Gesetzgeber fordert von immer mehr Unternehmen, offen zu legen, wie nachhaltig sie wirtschaften. Die konkreten Anforderungen gehen aus der EU-Richtlinie „Corporate Sustainability Reporting Directive“ (CSRD) hervor. Aber auch Investoren, Banken, Kunden, Geschäftspartner und andere Stakeholder interessieren sich dafür, wie sorgsam ein Unternehmen mit Umwelt und Gesellschaft umgeht. Ein „freiwilliger“ Nachhaltigkeitsbericht kann Transparenz schaffen und helfen, das Thema im Unternehmen strukturiert anzugehen.
Fazit: Es lohnt sich, nachhaltiger zu werden – und mit dem Einsatz von Digitalisierung und KI haben Unternehmen gute Tools zur Umsetzung an der Hand.
Autorin: Dominique Dauser ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb). Das f-bb ist Konsortialleitung des Zukunftszentrum Süd.
Das Zukunftszentrum Süd unterstützt KMU bei KI und Nachhaltigkeit
Sie wollen aktiv werden und KI für mehr Nachhaltigkeit in Ihrem KMU einsetzen? Dann wenden Sie sich an das Zukunftszentrum Süd. Wir beraten in Bayern und Baden-Württemberg ansässige KMU und bieten auch Qualifizierung zu Themen rund um KI und Nachhaltigkeit an.